Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit das nördliche Finnland für einige Tage zu besuchen. Hier sind einige meiner Gedanken zu diesem Ausflug.
Über Lappland und die Samen
Das nördlichste Drittel Finnlands ist eine Region welche im Finnischen Lappi genannt wird. Der deutsche Name hierfür ist Lappland, wobei sich der Begriff Lappland nicht ausschließlich auf das nördliche Finnland, sondern auf die gesamte nördliche Region Norwegens, Schwedens und Finnlands bezieht. Oft wird Lappland als die Regionen dieser Länder, welche nördlich des Polarkreises liegen, definiert. Eine weitere Region, welche manchmal mit Lappland gleichgesetzt wird ist Sápmi, welches die Region in Nord-Fennoskandinavien und Russland ist, welche traditionell vom Volk der Samen bewohnt wird.
Historisch hatte das Volk der Samen, da sie in den jeweiligen Ländern eine Minderheit sind, immer wieder Schwierigkeiten mit den Völkern welche in denselben Ländern leben und regieren. Mehr Informationen zur Diskriminierung des Minderheitenvolkes können im oben verlinkten Wikipediaartikel gefunden werden, hier jedoch etwas in Kürze: Die Situation in Finnland ist, dass die Samen als eigenes Volk anerkannt, in der finnischen Politik jedoch nur sehr wenig vertreten sind. Es gibt jedoch in Aanaar (Inari) ein Samenparlament, welches offiziell in Finnland anerkannt ist.
Natur in Lappland
Da Lappland nördlich des Polarkreises liegt, sind die dort herrschenden klimatischen Bedingungen lebenswidrig. Zum aktuellen Zeitpunkt im Jahr geht die Sonne in den meisten Teilen Lapplands immer noch nicht auf und die Region ist von ungefähr 30 Zentimetern Schnee bedeckt. Wegen des Mangels an Sonnenlicht und den kalten Wintern können Pflanzen für lange Perioden im Jahr nicht wachsen. Dies führt zu merklich kleineren Bäumen, je weiter man nach Norden kommt.
Die andere Seite ist wiederum, dass im Sommer mehr Sonnenlicht zur Verfügung steht, was zu einer verstärkten Wachstumsperiode der Pflanzen führt. Dies kann Forschung an Pflanzen einfacher machen, da einige Effekte durch das verstärkte Wachstum einfacher zu sehen sind. Aus diesem Grund betreibt die Universität Helsinki Pflanzenforschung, wenn auch nicht in Lappland, sondern in Helsinki, wo dieser Effekt auch bereits existiert.
Um so mehr beeindruckend ist es, dass unter diesen harten Bedingungen trotzdem Tiere in Lappland leben, auch während des Winters. Zwei häufig vorkommende Tiere, so häufig, dass Straßenschilder Autofahrer beständig vor der Möglichkeit warnen, dass sie eine Straße im Nirgendwo zwischen zwei Orten überqueren könnten, sind Rentiere und Elche.
Hier eine kleine Seitennotiz. Mir war schon länger bewusst, dass es öfters zu Verwirrung kommt, wenn Nordamerikaner und Europäer im Englischen über moose und elk sprechen. Jedoch ist mir erst jetzt, als ich das Thema recherchiert habe, aufgefallen, dass es noch verwirrender ist als ich dachte. Was ein Nordamerikaner als moose bezeichnet ist Alces alces währen was er elk nennt Cervus canadensis ist. Da letztere jedoch nicht in Europa leben, sondern nur in Nordamerika und Asien, werden diese in Europa, wenn sie überhaupt bekannt sind als Wapiti bezeichnet während die ersteren in vielen Sprachen einen Namen tragen, der dem Wort elk sehr ähnelt (z.B. Elch im Deutschen). Was die Verwirrung noch auf eine weitere Stufe treibt ist, dass selbst im britischen Englisch der Begriff elk verwendet wird, um das Tier zu benennen, welches von Nordamerikanern moose genannt wird.
Nachdem ich mich persönlich dazu entschieden habe der britischen Rechtschreibung und Wortwahl zu folgen werde ich nun also die Tiere, welche in Lappland angetroffen werden können, als elk bezeichnen, selbst wenn Nordamerikaner den Begriff moose verwenden würden. Dies hat jedoch nur einen einfluss auf den englischen Post, nicht auf diesen in Deutscher Sprache.
Rentiere werden traditionell von Volk der Samen in Herden gehalten, wobei die Rentiere jedoch frei in den Wäldern und Ebenen Lapplands wandern. Dies ist der Grund warum Rentiere so häufig angetroffen werden können. Sie leben frei, sind jedoch keine Wildtiere. Wie oben bereits erwähnt können sie häufig neben, oder auch auf den Straßen in Lappland angetroffen werden, was auch uns passiert ist, zum Glück ohne Unfall.
Elche leben als Wildtiere in Lappland und können ebenfalls von Zeit zu Zeit auf Landstraßen gesehen werden. Da sie merklich größer als Rentiere sind, ist dies eine deutlich unerwünschtere Situation, welche uns glücklicherweise nicht unterlaufen ist.
Tourismus
Nach Lappland zu reisen wurde in den letzten Jahren immer beliebter, wobei die meisten Touristen aus Großbritannien und Deutschland kommen. Es gibt viele touristische Aktivitäten wie Skifahren, Rentier- oder Huskyschlitten fahren oder das Besuchen des Weihnachtsmannbüros in Rovaniemi. Dieses Jahr war das Reisen, aus ersichtlichen Gründen, auf innerhalb Finnlands beschränkt, was die Erfahrung an den Touristenattraktionen welcher wir besucht haben angenehmer machte, da wir nicht lange warten mussten.
Eine Touristenattraktion, welche wir gerade so besuchen konnten, ist der nördlichste Punkt der Europäischen Union. Finnland grenzt nach Norden an Norwegen und da diese nicht in der EU sind und Finnlands nördlichster Punkt eine größere nördliche Breite aufweist als der nördlichste Punkt Schwedens, befindet sich der nördlichste Punkt der EU an der Grenze zwischen Finnland und Norwegen, in einem kleinen Dorf mit dem Namen Nuorgam. Der genaue Punkt liegt bei 70°05′32″N 27°57′20″E. Der Ausflug in den hohen Norden ermöglichte es uns etwas mehr von Lappland, außerhalb der touristisch orientierten Orte mit Skigebieten und Museen zu erleben, selbst wenn meist nur aus dem Auto.
Alles in allem bin ich sehr glücklich, dass ich diesen Ausflug nach Lappland machen konnte, dass die aktuelle gesundheitliche Situation in Finnland es erlaubt innerhalb des Landes zu reisen und, dass ich das Land langsam besser kennenlerne. Bilder des Ausflugs gibt es in der Galerie des Blogs.
Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist. — Johannes 1,3